Dies ist ein Erfahrungsbericht eines Betroffenen, der etwa ein Jahr im Männerwohnheim in der Lammstr. in Hannover untergebracht war. Dieser Bericht erreichte uns per E-Mail mit der Bitte um Veröffentlichung.
Wenn Ihr auch Eure Geschichte, einen Erfahrungsbericht oder ähnliches hier veröffentlichen wollt, schickt uns gerne eine E-Mail an info@armutstinkt.de
Als ich in der Notunterkunft in der Lammstr. war, muss ich sagen, war ich teilweise zufrieden, nur gab es dort meist Doppelzimmerbelegung. Und wenn man es mit Menschen zu tun hat, die Alkohol oder auch Drogen zu sich nehmen, ist es nicht immer einfach, friedlich zusammen zu leben. Bei manchen kommen auch noch psychische Probleme dazu.
Deswegen, nach mehreren Beschwerden über meine Zimmernachbarn, ging ich öfter zum Sozialarbeiter/Heimleiter. Manchmal und zur Anfangszeit hatte ich den Eindruck, dass er sich darum bemüht, dass eine gewisse Ordnung herrscht, nur nach einigen Problemfällen bat ich um ein Einzelzimmer. Da ich inzwischen erfahren hatte, dass es dort einige Einzelzimmer gab, und dass, wer einen Arbeitsplatz hat oder einen Nebenjob, auch angeblich für ein Einzelzimmer bevorzugt wurde.
Da ich keine Ergebnisse sah, ging ich zum Zuständigen vom Wohnungsamt, um darauf hinzuweisen, dass ich oft eine Nebentätigkeit hatte und auch immer bemüht war um ein Nebeneinkommen oder einen Nebenjob. Nach seiner Liste konnte er feststellen, dass ich mich soweit auch gut verhalten hatte und er sprach mit dem Heimleiter darüber, ob ich ein Einzelzimmer bekommen könnte. Leider musste ich aber feststellen, dass meist nur leere Versprechungen kamen bzw. ich immer wieder vertröstet wurde.
Es ergab sich dann die Gelegenheit, dass mein Zimmernachbar raus musste. Da ich von einem anderen Mitbewohner erfahren hatte, der so gut wie nie da war und meist bei seiner Partnerin lebte, ergriff ich die Gelegenheit und sprach mit dem Heimleiter und diesem Bewohner. Beide schienen einverstanden zu sein, dass wir gemeinsam in einem Zimmer untergebracht werden.
Das wäre für mich zumindest eine gute Alternative zu einem Einzelzimmer gewesen. Und ich hätte mich auch darüber gefreut, dass ich so gut wie alleine im meinem Zimmer gewesen wäre.
Nur merkte ich irgendwann, dass der Heimleiter aus irgendwelchen Gründen (die ich nicht nachvollziehen kann, lässt sich auch schwer nachweisen) wohl ein Problem mit mir hatte.
Völlig überraschend bekam ich dann doch jemand anderes als Mitbewohner. Ich hatte mich aber schon auf die Zusage des Heimleiters verlassen, deswegen war ich total verstört. Und nun musste ich sogar feststellen, dass er mir so einen „Problem-Fall“ ins Zimmer verlegt hatte: einen Menschen, der einige Probleme mit seiner Psyche hatte.
Ich merkte mit der Zeit (und dies ist auch der Eindruck von einigen anderen), dass wenn der Heimleiter Jemanden nicht mag, er Leute mit sogenannten „Problem-Fällen“ in deren Zimmer verlegt, um diese Mitbewohner loszuwerden. Und wenn man ein Problem mit seinem Zimmernachbarn hatte und sich bei ihm beschwerte, kam gerne die Antwort: „Ich bin hier der Heimleiter, ich treffe die Entscheidungen.“ Ich finde, er hätte vielleicht lieber zum Militär gehen sollen und nicht Sozialarbeiter werden müssen.
Nach diesem falschen Spiel endschied ich mich, lieber auszuziehen und sogar eine Wohnungslosigkeit in kauf zu nehmen, weil ich sehr enttäuscht und wütend war, nach so einer falschen Nummer.
Ein freundliches Hallo,
an den mutigen Menschen für seinen Erfahrungsbericht in diesem Wohnheim in Hannover. Mein Name ist S. und ich selbst habe dieses Erfahrungen eben auch im Wohnheim Werkheim in der Büttnerstraße und im Karl – Lemmermann Haus im Wacholder machen müssen. Fakt ist, dass es keine EINZELFÄLLE sind und fakt ist auch, dass genau so wie geschildert, die Menschen wegen Ihrer Kritik am System und am Umgang aus den Wohnheimen gedrängt werden.
Solidarische Grüße
S.H.
Hallo, ich habe gestern von dieser Seite erfahren und möchte mich bei den Initiatoren herzlich bedanken! Ich habe schon viel Neues und leider meist Trauriges, Deprimierendes – auf jeden Fall Kritikwürdiges – erfahren. Nun frage ich mich, wie wir solche Berichte wie den über die Wohnheime bekannter machen können. Bestimmt haben Sie schon einiges versucht, aber ich würde gerne mehr erfahren. Viele Grüße – Gabriela Jaskulla